Graffitikünstler aus Calais
Nicolas alias Vyrüs, wie ist deine Leidenschaft für Graffiti entstanden?

Ich bin in einem dieser Blocks im Viertel Beau-Marais aufgewachsen und war ein ziemlich zurückhaltendes Kind, das gerne zeichnete.

Ich habe mit kleinen Kinderstreichen begonnen und auf die Mauern im Treppenhaus meines Gebäudes oder in Gebäuden der Umgebung gezeichnet.

Erst mit 14 Jahren sprühte ich mein erstes Graffiti auf Beton. Es zeigte „Noé“, mein erstes Pseudonym, das aus Sprühfarbe für Fahrräder besteht und immer noch im Viertel Marcel Doret sichtbar ist.

Wenn ein Bild nicht überdeckt oder entfernt wird, ist das ein gutes Zeichen.

Ich bin Autodidakt und habe einfach zwei oder drei Kurse in der Kunstschule besucht.

2000 habe ich mein Pseudonym Vyrüs angenommen.

Meine Idee dabei war, einen eingängigen Namen zu haben, um ein Zeichen von mir zu hinterlassen.

Ich mag den Geruch der Sprühfarbe, die Textur des Betons und die Tatsache, dass mein Werk von vielen Menschen gesehen werden kann.

 

Gibt es einen Künstler, der dich besonders inspiriert hat?

Als ich mit Graffiti anfing, gab es kaum Bücher über diese Kunst, und das Internet steckte noch in den Kinderschuhen. Ich hatte das Glück, im Freizeitzentrum dem Künstler Jank aus Calais zu begegnen. Er ist mein Mentor, aber vor allem ein Freund.

Viele Künstler haben mich inspiriert, zunächst vor allem lokale Künstler wie die CREW NSK mit JESER CERN EMPTY, JANK, LUDO POZE und einige andere aus Calais, aber auch Künstler aus der Region wie die D32 - LT27, TPK -132, BAC, 123K ... die Throw up von JONONE oder auch SEEN …

Mit dem Durchbruch des Internets begann eine weltweite Farbexplosion, die das Graffiti revolutionierte, sodass es zu einer Kunst für die besten Zeichner wurde und immer größere Fresken entstanden.

Die Kunst von der Straße entwickelt sich immer weiter und dringt sogar bis in die Museen vor.

Ich hatte eine gute Schule, die der Straße, und bedaure nichts. Mir macht GRAFFITI Spaß, und zwar von den vandalischen Tags über leuchtende Schriftzüge oder bunte, detailreiche Bilder (Wildstyle) auf freigegebenen Wänden bis zu den heute üblichen realistischen Figuren. Inzwischen lasse ich mich von Fotos inspirieren.

 

Auf welches Werk bist du am meisten stolz?

Neulich wurde eins meiner in Belgien gesprühten Graffitis von einer amerikanischen Facebook-Seite ausgewählt: Es wurde weltweit über 60 Millionen mal gesehen, was eine ganz tolle Werbung ist! Das Graffiti entstand in Antwerpen beim belgischen Meeting of Styles, einer der größten Veranstaltungen in der Graffitiwelt. Es ist eine Ode an die Natur: Das in kalten Farben gehaltene Gesicht kontrastiert mit den Herbstfarben der Büste. Die Haare aus Efeu besorgen den Rest, und es sieht wunderschön aus.

Das Unglaubliche ist, dass diese Zeichnung fast nicht entstanden wäre! Ich bekam eine Wand mit viel Efeu, der darüberfiel. Ich wusste wirklich nicht, was ich damit tun sollte. Außerdem sah ich nebenan andere Graffitikünstler, die schöne Wandflächen hatten. Aber als meine Kameraden Scheren herausholten, um alles abzuschneiden, entschied ich mich, den Efeu in mein Graffiti zu integrieren und zum Gärtner zu werden.

 

Wie inspiriert dich das Gebiet?

Ganz einfach dadurch, dass ich Calais liebe und alle meine Urlaube an unserem Strand in einem von meiner Mutter gemieteten Chalet verbracht habe. Heute reise ich viel, freue mich aber immer sehr, wieder in meine Stadt zu kommen, da ich ihre Landschaften und seltsamerweise auch ihren Himmel liebe, der oft wolkig ist … die Art von Himmel, die ich sehr gerne male.

 
Welche kurz- und langfristigen Projekte hast du?

Da sind so viele ...

Seit mehreren Jahren versuche ich, in Calais einen Kunstweg anzulegen, um die Stadt zu einem Freilichtmuseum zu machen, das für die Menschen kostenlos wäre und bestimmt noch mehr Touristen zu uns bringen würde … Ich habe ein Werk für das OPHLM gemacht und der Stadt Calais noch weitere angeboten.

Ich habe mehrere Verträge für andere Großstädte unterzeichnet, und das ist erst der Anfang, denn man hat mir auch Wände in Vitry, Marseille und London angeboten.

Ich habe auch viel in Graffitikursen mit Jugendlichen gearbeitet, aber jetzt werde ich etwas mehr an mich denken, denn mein Terminkalender ist voll. Ich bin von Beruf Feuerwehrmann und habe drei Kinder! Ich muss auch etwas Zeit mit meiner Familie verbringen.

 

Wer kann Graffitikunst ausüben und wie?

Jeder kann Graffiti auf der Straße machen. Aber Achtung: Man muss einige Regeln beachten, um in dem Milieu akzeptiert zu werden.

Man kann sich auch zum Graffitikurs von JANK im Zentrum Gérard Philipe in Calais anmelden.

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