Guten Tag Pierre, können Sie mal etwas über sich erzählen?

„Guten Tag, ich bin Pierre Weymeesch und arbeite seit 9 jahren in dem Spitze und Mode Museum von Calais. Spitzen sind bei uns eine lange Familientradition: Mein Urgroßvater war Lehrer im Institut Jacquard in Calais, und mein Großvater, mein Vater und ich selbst wurden Spitzenhersteller.
Im Alter von 13 ½ Jahren bin ich in das Institut Jacquard eingetreten und habe nach drei Jahren meinen Abschluss erhalten.
Nach der Schule habe ich dann bei der Firma Darquer gearbeitet, bis sie geschlossen wurde, und seit neun Jahren bin ich in der Cité de la Dentelle.
Ich habe dort zwei Jahre vor der Eröffnung des Museums angefangen, um die Maschinen wieder zum Laufen zu bringen und sie dem Publikum vorführen zu können.“

 

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Beruf?

„Spitzen sind vor allem eine Leidenschaft, denn man kann nicht in diesem Bereich arbeiten, wenn man nicht mag, das ist unmöglich.
Es ist ein komplizierter Beruf, man muss viele Jahre lang lernen, bevor man die nötige Erfahrung hat und die Maschinen richtig bedienen kann.
Es ist ein Beruf, in der die Maschinen immer noch vollständig mechanisch sind, und diese „alten Damen“, wie ich sie gerne nenne, brauchen viel Pflege und Aufmerksamkeit.
Am besten gefällt mir, dass der Beruf so vielseitig ist, denn mit den gleichen Maschinen stellt man verschiedene Motive und verschiedene Produkte wie Wäsche oder Kleider her.
Ich bin in der Welt der Spitzen aufgewachsen, liebe meinen Beruf und bin heute stolz darauf, den Besuchern des Museums diese Kompetenz präsentieren zu können.“

 

Welche Artikel werden heute mit Calais-Spitze hergestellt?

„In Calais wird heute mehr Wäsche als Haute Couture hergestellt, nämlich etwa 70 % Wäsche und 30 % Kleider.
In Caudry, wo die Spitzen auch nach dem Leavers-Verfahren hergestellt werden, entstehen viel mehr Kleider.

 

Wie viele verschiedene Berufsstände sind für die Herstellung der Calais-Spitze nötig?

„Die Herstellung eines Fertigprodukts umfasst 25 Berufsstände aus etwa 60 verschiedenen Berufen, zum Beispiel zur Erstellung der Entwürfe, das Lochen der Karten, das Einfädeln etc.“

 

Aus welchen Rohstoffen werden die Spitzen hergestellt?

„Wir verwenden zwei verschiedene Kategorien von Rohstoffen: natürliche und synthetische Rohstoffe.
Der Tradition entsprechend verwenden wir natürliche Fasern wie Wolle, Leinen, Seide oder Baumwolle.
Da sich die Materialien und Moden weiterentwickeln, kommen auch immer mehr synthetische Fasern wie Elastan, Viskose oder Rayon zum Einsatz.
Natürliche und synthetische Fasern sind heute bei allen großen Designern zu finden.“

 

Man kann also sagen, dass Calais-Spitzen heute im Zentrum der Mode stehen?

„Ja, das kann man sagen. Vor Kurzem hatten wir die Gelegenheit, mit der belgischen Kunst- und Designschule La Cambre zusammenzuarbeiten. Sie hat unsere Leavers-Maschinen zum Test mit innovativen Materialien wie Kupfer, Nylon und Inox verwendet, was wir noch nie gemacht hatten.
Diese interessante und bereichernde Erfahrung hat zur Entwicklung einer neuen Spitze geführt, die vielleicht zukünftig von Designern eingesetzt werden kann.
Spitzen begeistern mit ihren traditionellen Motiven, können aber auch weiterentwickelt werden und jungen Designern gefallen.“

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